Freitag, 29. März 2024

Digitalisierung zahlt sich aus

Die steigende Anzahl der Fahrzeuge in den engen Gassen alter niederländischer Stadtzentren und die hohen Kosten für das Ordnungspersonal erfordern innovative Lösungen. Vielerorts wird die Parkraumüberwachung deshalb nun mit Hilfe von IT-Lösungen basierend auf automatischer Kennzeichenerkennung durchgeführt. 
In vielen Gemeinden wird der Parkvorgang nun schon mit dem Smartphone gestartet und bezahlt. Das ist nicht nur für die Autofahrer bequemer, sondern ermöglicht es den Ordnungsbeamten auch, Parksünder mittels automatischer Kennzeichenerkennung und einem intelligenten Back-Office-System zu ahnden.
Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Das Auto der Kontrolleure fährt mit normaler Geschwindigkeit durch die Stadt und scannt die Nummernschilder der geparkten Autos. Das Kfz-Kennzeichen, Park-ort und -zeit werden an das Back-Office geschickt und überprüft. Handelt es sich bei einem Fahrzeug um einen Falschparker, der beispielsweise seine Parkzeit schon lange überschritten hat, sendet das System eine Meldung an den Beamten, der nun ein Knöllchen ausstellen kann.
Auf dem Weg zur 100 Prozent
Vorreiter ist die Stadt Amsterdam, die das digitale Parksystem bereits 2007 eingeführt hat. Für die Entscheidung gab es zwei Gründe: eine Verbesserung des Services für den Kunden und eine höhere Sicherheit. Zunächst machte es die Umstellung den Ordnungsbeamten jedoch mehr Arbeit, als anfänglich geplant: Früher genügte ein Blick auf das gezogene Ticket und das Nummernschild, um zu sehen, ob ein Auto rechtmäßig abgestellt war. 100 Autos schafften die Beamten so in einer Stunde. Mit Einführung der digitalen Tickets verbuchten die Politessen plötzlich einen Produktivitätsabfall von 40 Prozent, da die Kfz-Kennzeichen jetzt manuell in den tragbaren Computer (PDA) einzugeben waren.
Bessere Technologie, mehr Effizienz
Die Lösung wurde 2008 gefunden: eine technische Innovation machte es möglich, dass die Beamten das Ticket bloß einscannen mussten und es dann automatisch durch das Back-Office-System der Firma Agendum Scanman mit dem Nummernschild abgeglichen wurde. Nun ging das ganze Verfahren viel schneller, und das brachte zugleich einen weiteren Vorteil: Die Parkplatzsituation und auch das Zahlungsverhalten der Kunden veränderte sich. Zunächst nahmen die Strafzettel zu, doch schon nach einem Monat zahlten mehr Kunden ihr Ticket als vor dem neuen System.
Auch viele andere Städte haben das Agendum-System nun in Gebrauch und vermelden einen Anstieg der regulären Parkeinnahmen. Zusätzlich gehen die Kosten für die Ordnungsbeamten zurück. Das Unternehmen Agendum rechnet vor, dass in Amsterdam der Umsatz im Jahr 2015 von 99 Millionen auf 128 Millionen Euro angestiegen sei, während die Personalkosten sich um 38 Prozent verringert hätten.

Vorbild Niederlande? Laut Anbieter Agendum lassen sich mit der Digitalisierung des Parkens Kosten senken und Umsatz steigern.
Vorbild Niederlande? Laut Anbieter Agendum lassen sich mit der Digitalisierung des Parkens Kosten senken und Umsatz steigern.

Seit 2014 keine Knöllchen mehr
Seit 2014 ist nun auch das Papierknöllchen hinter dem Scheibenwischer Geschichte – stattdessen kommt der Strafzettel per Post direkt zum Fahrzeughalter nach Hause. Auch in kleineren Städten zahle sich das Amsterdam-Modell aus.
Als nächstes sollen unterschiedliche Datenquellen mit den Parkplatzinformationen und Verkehrsdaten zusammengeführt werden, um ein Parkleitsystem in den Städten zu installieren. Verfügbare On- und Off-Street-Parkplätze mit den anfallenden Gebühren in der Nähe sollen dem Parkplatzsuchenden angezeigt werden und so seine Suche erleichtern. Dadurch soll der Park-suchverkehr reduziert, Staus vermieden und weniger CO2 ausgestoßen werden. Mancherorts sind bereits Bodensensoren verlegt, die den Belegungsstatus des jeweiligen Stellplatzes kommunizieren.
Damit all diese Innovationen funktionieren, müssen Kommunen und Parkraumbetreiber zusammenarbeiten und sich Parkplatz- und Verkehrsdaten teilen. In den Niederlanden hat sich zu diesem Zweck die Parking Data Cooperative gegründet. Unabhängig davon, wie schnell die Entwicklungen voranschreiten, wird die Digitalisierung der Parkprodukte und der Parkraumüberwachung Autofahrern und Gemeinden das „Erlebnis Stadt“ vereinfachen.

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