Donnerstag, 28. März 2024

OPG Center-Parking GmbH: Vom städtischen Betrieb zum bundesweit tätigen Parkraumbewirtschafter

Sightseeing am Rande der OPG-Veranstaltung: Frauenkirche in Dresden; Foto: Marko Ruh

Aus Anlass ihres zehnjährigen Firmenbestehens lud die OPG Center-Parking zu einer Vortragsveranstaltung nach Dresden ein. Darin ging es schwerpunktmäßig um die Zukunft der Mobilität. 

Die OPG, einst ein ausschließlich in Osnabrück zuständiger, kommunaler Parkhausbetreiber, hat seinen Wirkungskreis in den vergangenen zehn Jahren bundesweit ausgedehnt und betreibt mittlerweile 72 Parkhäuser und Parkplätze in 22 Städten. Als einer der führenden Parkhausbetreiber Deutschlands machte sich die OPG auch einen Namen auf dem Gebiet der Parkhaustechnologie und als innovativer Dienstleister. Entsprechend waren die Vortragsthemen zur Jubiläumsveranstaltung in Dresden bewusst zukunftsorientiert gewählt.

Disruptiver BMW-Ansatz

Der erste Referent, Joachim Hauser von der BMW Group, beschrieb die Strategie, mit der die Fahrzeugindustrie bis zum Jahr 2030 die höchste Stufe des autonomen Fahrens erreichen will: den sogenannten Level 5. Dann sollen Autos in der Lage sein, sämtliche auftretende Situationen selbstständig zu meistern, ein Fahrer wird nicht mehr gebraucht. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte ein BMW-Sprecher vor kurzem sogar, dass die Münchener bereits 2021 die ersten Level-5-Fahrzeuge liefern könnten. Joachim Hauser, bei BMW Leiter der Geschäftsfeldentwicklung Mobilitätsdienstleistungen, umschrieb den eingeschlagenen Weg als „ACES“. Die Buchstaben stehen für Automated, Connected, Electrified und Shared. Neben dem Automatisieren und Vernetzen gehören diesem Schema also auch erklärtermaßen die Elektrifizierung des Antriebs und der Abschied vom individuell genutzten – und gekauften – Auto. Für die ältere Generation mit Benzin im Blut und Besitzerstolz sicher ein gewöhnungsbedürftiger Ansatz.

Joachim Hauser, BMW Group; Foto OPG

Parken-Industrie muss in die Autos

Auch den Vertretern der Parken Branche unter den Zuhörern verordnete Hauser Umdenken: „Die Parken-Industrie muss auch in die Autos rein.“ Klingt zunächst positiv, kann im Umkehrschluss aber auch heißen: Parkhausbetreiber sollen ihre Daten teilen, damit diese dem Navigationssystem des Fahrzeugs zur Verfügung stehen. Im nächsten Schritt könnte es die Kundendaten treffen, wenn es an die Verrechnung der Dienstleistung Parken geht. Mit der OPG praktiziert BMW dieses Teilen der Kundendaten bereits, wie Hauser verriet.

Um den elektrischen Antrieb der zukünftigen Fahrzeugflotten mit Strom zu versorgen, schaffe die Industrie eine Hochleistungs-Lade-Infrastruktur, so Hauser. Der neue BMW Service ChargeNow umfasse bereits 65.000 Ladestationen in 28 Ländern. Mit Park & Charge verbindet BMW das parallel stattfindende Parken und Aufladen von Batterien in Elektroautos. Und auch der fahrerlose Parkvorgang ist keine Utopie mehr. Das automatische Fahren der Neuwagen vom Band zu Bahn-Verladestationen und schließlich vom Zug zum Schiff werde man demnächst „üben“, sagte Joachim Hauser.

Ladestationen: Mehr Leistung an den richtigen Stellen

Dass es in Deutschland noch zu wenige Stromtankstellen gibt, darüber sind sich die meisten einig, sofern sie die Elektromobilität nicht vollumfänglich ablehnen. Fabian Lenz, Projektmanager bei der Goldbeck New Technologies GmbH, ging in seinem Vortrag dennoch davon aus, dass die Zahl der Elektrofahrzeuge bald signifikant wachsen werde. Als Gründe nannte er vor allem steigende Reichweiten und sinkende Anschaffungspreise. In dieser Phase sehe sich Goldbeck in einer Vorreiterrolle bei der Realisierung einer besseren Ladeinfrastruktur, so Lenz. Dabei stelle sich die Frage, wo das Aufladen künftig stattfindet. Aufgrund der Dauer des Ladevorgangs biete sich das Tankstellenprinzip „halten, um zu laden“ nicht wirklich an. Schon eher in Frage kommen Parkhäuser, da hier die Autos länger stehen. Am besten geeignet sind nach Auffassung des Goldbeck-Managers Mitarbeiterparkhäuser. Hier stünden die Autos an einem festen Platz und die Fahrzeugfluktuation sei längst nicht so groß wie in offenen Parkhäusern. Im öffentlichen Raum ergäben sich zudem diverse technische Schwierigkeiten und Sicherheitsfragen. Deshalb empfahl Fabian Lenz, die Lade-Infrastruktur an öffentlichen Plätzen nur sehr gezielt auszubauen. Priorität müsse der Arbeitsplatz haben. „Für den Erfolg von Elektromobilität ist überdies eine Schnelllade-Infrastruktur mit mehr als 100 Kilowatt Leistung essenziell“, ergänzte Lenz.

Fabian Lenz, Goldbeck; Foto: OPG

Vor- und Nachteile des fahrerlosen Parkens

Tom Höppner von der Westsächsischen Hochschule Zwickau beschäftigt sich wissenschaftlich mit Fragestellungen zum automatisierten Parken. Er schilderte die „Auswirkungen des fahrerlosen Valet Parkings auf die Verkehrsqualität des Parkhauses“, so der Titel seines Vortrags in Dresden. Die Forscher simulierten dafür das Parken in einem abgegrenzten Off-Street-Bereich. Es handle sich folglich um automatisiertes Fahren der Stufe Level 4, wie Höppner erläuterte. Notwendig dafür ist ein Übergabebereich, von dem aus das Auto eigenständig zu einem Parkplatz fährt. Das Zurückfahren geschieht auf Kommando, beispielsweise per App, und erfolgt ebenfalls fahrerlos. Die theoretischen Vorteile eines solchen automatisierten Parkens in Parkhäusern und Garagen: weniger Umwege bei der Stellplatzsuche, weniger Fußgänger, mögliche Synergieeffekte beim Laden von Elektroautos.

Tom Höppner, Westsächsische Hochschule; Foto: OPG

Beim Vergleich zwischen konventionellen Parkhäusern und automatisiertem Valet Parking in unterschiedlichen Parkbauten stellten Höppner und seine Kollegen fest, dass derartige Technologien nur in Großanlagen sinnvoll wären. Außerdem sei der Nutzen stark abhängig von der Qualität der verfügbaren Datenbasis sowie der technologischen Entwicklung. Erstaunlicherweise fanden die Forscher zudem heraus, dass sich die Reisezeiten pro Fahrzeug erhöhen, je mehr fahrerlose Autos parkenderweise unterwegs sind. „Automatisierte Pkw brauchen Stand 2016 länger zum Parken“,
erklärte Höppner. Die länger dauernden Parkvorgänge vergrößerten dabei das Konfliktpotenzial. Andererseits maßen die Zwickauer wiederum weniger Umwege, im Durchschnitt legten die fahrerlosen Autos 25 Prozent weniger Strecke zurück als Fahrzeuge in konventionellen Parkhäusern. Trotz nachgewiesener Einschränkungen und Probleme glaubt Tom Höppner: „Das Valet Parking wird eine der ersten vollautomatisierten Fahrzeugfunktionen sein.“

Karl-Heinz Ellinghaus, OPG Center-Parking; Foto: OPG

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